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A desert petrol station is a fuel truck and a hose

Black Sheep to Dubai 2025 – Episode 1

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Bevor es Dubai gab, bevor es den Grenadier gab, gab es elf gebrochene Blattfedern irgendwo in der mongolischen Steppe. Dort lernte Thomas Grütter, was Gewicht wirklich bedeutet, wie weit man mit Improvisation kommt und warum jedes seiner Designs seither mit derselben Frage beginnt: Was kann ich weglassen?

Damals führte er kein Unternehmen. Er war ein Schweizer Zimmermann, der einer Schnapsidee quer durch Asien hinterherfuhr.

Thomas begann nicht in einer Werkstatt voller CNC-Maschinen und lasergeschnittenem Aluminium. Er begann auf Dächern, mit dem Hammer in der Hand, als Polier, der im Alpenregen Holz formte. Die Arbeit war präzise, körperlich, gnadenlos. Wenn etwas undicht war, half keine Ausrede—man musste es reparieren. Diese Haltung ist geblieben.

Offroad-Fahren war sein Ventil. Abends schrauben, am Wochenende Pisten fahren—die klare Logik von Technik nach Tagen voller Holz und Wetter. Dann kam der Tsunami im Indischen Ozean 2004…eine Katastrophe am anderen Ende der Welt, die sein Leben entscheidend verändern sollte.

Thomas und seine Partnerin waren regelmäßig zum Tauchen in Thailand. Nach der Flut baten Freunde dort inständig, nicht wegzubleiben—der Tourismus war ihre Lebensader. Also kamen sie Jahr für Jahr zurück und halfen der Region, sich auf ihre Weise zu erholen: durch ihre bloße Anwesenheit.

Eines Abends floss das Bier, der Whisky tat sein Übriges und der Mut fand sich am Boden des Glases. Fliegen mit Tauchgepäck war zur Qual geworden. „Nächstes Mal”, sagte Thomas, “packe ich alles ins Auto und fahre runter.” Alle lachten. Vier Jahre später rollte er tatsächlich mit einem selbstgebauten Reisefahrzeug in Thailand ein…Taucherausrüstung inklusive.

Work in progress: Aufstelldach
Work in progress: Aufstelldach
Dachzelt aufgeklappt, Markise gespannt – der Santana ist im Campmodus.
Im vollen Campingmodus
Ordnung im Heck: Campingstühle griffbereit verstaut.
Seitlicher Heckstauraum für Campingmöbel
Sonderanfertigung: Armaturenbrett mit ausziehbarer Navigationskonsole.
Custom-Cockpit – Command-Center zum Ausziehen.
Tank in der hinteren Fußmulde.
Wer selbst Hand anlegt …
Toilette dort, wo früher ein Rücksitz war.
… entscheidet selbst …
Waschbecken im Staubox integriert.
… wofür der Platz genutzt wird.

Er wählte nicht den Mainstream, keinen Land Rover. Er setzte auf einen Santana PS-10—den spanischen Cousin mit mehr Herz als Glanz. Deutlich günstiger, kantig, Blattfedern vorne und hinten. Einfach. Reparierbar. Ehrlich. Er kannte die Schwachstellen und baute drum herum: Aufstelldach, kompletter Innenausbau, alles von Hand. Während andere auf dem Sofa versanken, stand Thomas in der Werkstatt.

Dann zeigte die Motorhaube nach Osten und er fuhr einfach los.

Die Reise war Overlanding alter Schule. Improvisierte Grenzübergänge, improvisierte Reparaturen und ein Crashkurs in Physik: Gewicht ist der Feind. Der Santana war ursprünglich für gut drei Tonnen ausgelegt, am Ende wog er deutlich über vier. Er hielt, bis er nicht mehr konnte. In Laos verloren die Achsen ihre Form. In der Mongolei kapitulierten die Blattfedern Tag für Tag—bis zu elf Brüche an einem einzigen Tag. Jedes Mal reparierte Thomas am Wegesrand und fuhr weiter.

Seine Partnerin und er erreichten Thailand auf dem harten Weg und kamen auf dem langen Weg zurück: durch Pakistan während des Krieges, durch Syrien vor dem Ausbruch, sogar heimlich über die Grenze nach Vietnam. 13 Monate unterwegs. 75.000 Kilometer. 56 Länder.

Routenkarte: Schweiz nach Thailand, 75.000 km über Europa, Russland, Mongolei, China.

Als sie ein Jahr später zur Abenteuer & Allrad nach Bad Kissingen rollten, sah der Truck genau so aus, wie man es erwartete: verkratzt, staubig, lebendig. Ein Jahr zuvor hatte er dort noch geglänzt; jetzt wollten die Besucher sehen, was überlebt hatte. Die Antwort war klar: die Teile, die leicht, logisch und einfach zu reparieren waren.

Zurück in der Schweiz nahm der Alltag auf dem Bau wieder Fahrt auf, aber nicht lange. Der Körper machte nicht mehr mit: Bandscheiben, Rücken, Geduld. Thomas konnte weitermachen, bis endgültig etwas brach, oder er machte aus seiner Leidenschaft einen Beruf. Er entschied sich für Letzteres.

Der VW Amarok wurde seine Leinwand. Damals war der Amarok im Overlanding noch ein unbeschriebenes Blatt. Toyota Hilux dominierte die Zahlen, Land Rover den Mythos. Der VW war sauber gezeichnet, solide gebaut und hatte kaum Zubehör. Perfekt.

Thomas neben seinem VW Amarok.
Prototyp & Leinwand – hier fing alles an.

Er baute, was der Truck verdient hatte: clevere Stauraumlösungen, Zubehör, das wie ab Werk aussah, nicht wie aufgeschraubt. Alles nach zwei Regeln: funktional und leicht. Jedes Kilo weniger bedeutete eine gebrochene Feder weniger.

Der Name ergab sich fast von selbst. Amarok heißt in einer Inuit-Sprache “Wolf”. Und Thomas fühlte sich schon immer als Außenseiter, als schwarzes Schaf. Zubehör für den Wolf, gemacht vom schwarzen Schaf. Black Sheep Innovations—der Wolf im Schafspelz.

Er arbeitete meist allein, testete an seinem eigenen Amarok, der Prototyp und Werbung zugleich war. Mundpropaganda tat sein Übriges. Jäger, Kommunen, Reisende sahen den Unterschied: praxisnahe Lösungen, durchdacht und präzise. Bestellungen folgten, ebenso der Ruf für Sorgfalt und Stil.

Amarok Heckklappen-Umbau für Küche und Stauraum.
Heckklappen-Umbau für Küche und/oder Stauraum.
Hinter dem Rücklicht: ausziehbare Bar, notfalls Waffenfach.
Hinter dem Rücklicht: ausziehbare Bar, notfalls Waffenfach.

Doch der Markt veränderte sich. VW band den Amarok an Ford und das neue Fahrzeug fühlte sich nicht richtig an. Sein Bauchgefühl sagte Nein. Thomas hörte darauf. Ein kurzer Flirt mit dem Isuzu D-Max bestätigte, was er längst wusste: Er brauchte eine Plattform, die ihn inspirierte, nicht nur ernährte.

Dann kam der Grenadier.

Als er ihn zum ersten Mal sah, stand er umringt von überforderten Studenten auf der Messe in Bad Kissingen. Die Präsentation war miserabel, doch das Fahrzeug hatte Substanz. Später erhielt die Schweiz die ersten 136 Exemplare, und Thomas kannte die richtigen Leute. Noch vor der offiziellen Premiere untersuchte er einen Grenadier gründlich: Verkleidungen ab, Schweißnähte prüfen, Leitungen verfolgen.

Das Urteil war eindeutig. Klare Struktur, solide Befestigungspunkte. Unauffällige Dachreling und Airlineschienen—keine Deko, sondern Funktion.

Während andere versuchten, alte Land-Rover-Gewohnheiten auf das neue Auto zu pressen, folgte Thomas der eigenen Logik des Grenadier. Eine Dachplattform, die direkt an den Relingpunkten montiert wird. Ein Klapptisch, befestigt an der Airlineschiene der Hecktür. MOLLE-Träger, die sauber an den werksseitigen Aufnahmen sitzen. Jede Linie wirkte stimmig.

INEOS Grenadier mit maßgefertigter Dachplattform, Seitentisch und MOLLE-System.
Teile richtig gebaut – nicht alt an neu angepasst.

Die Reaktion kam sofort. Bestellungen aus ganz Europa und den USA überfluteten die kleine Werkstatt. Eineinhalb Jahre lang versuchten zwei Männer, der Nachfrage Herr zu werden. Sie schafften es kaum—aber sie hielten die Qualität. Kunden warteten, weil sie den Händen hinter dem Metall vertrauten.

Der Erfolg brachte neue Probleme. Ein Vertriebspartner in den USA begann, Teile zu kopieren; Zölle stiegen, Margen schrumpften. Für größere Firmen wäre das fatal gewesen…für Black Sheep nur die nächste Prüfung. Improvisation unter Druck war schließlich nichts Neues.

Anfang 2025 kam der Anruf aus Dubai.

Eine neue 4×4 Expo im Safari Park, im Schatten des Burj Khalifa. Die einfache Lösung wäre, einen Vorführwagen zu verschiffen und hinzufliegen. Thomas entschied sich für die schwierigere: selbst fahren—von der Schweiz bis in die Emirate—und die Reise zum Teil der Geschichte machen.

Der Quartermaster steht zerlegt in der Werkstatt. Fünf Wochen bis zur Abfahrt. Das Ziel: leichter, smarter, näher an der DNA des Grenadiers. Kein schwerer Wohnkoffer, sondern vier Wände mit Stabilität durch den Innenausbau. Das “Dach” ist ein umgebautes Intrepid-Hartschalenzelt mit herausgetrenntem Boden und Gasdruckfedern unter dem Bett—Einstieg von innen, Wetter bleibt draußen.

Wasser- und Druckluftsysteme sitzen tief im Chassis. Schubladen nutzen jeden Hohlraum. Nichts wird verbaut, das keinen Zweck erfüllt.

Maßgefertigter Aufbau für den INEOS Grenadier Quartermaster: Stauraum und Schlafplatz in einem.
Sheepmaster Teaser Nr. 1
Maßgefertigter Aufbau für den INEOS Grenadier Quartermaster: Stauraum und Schlafplatz in einem. Vorderansicht
Sheepmaster Teaser Nr. 2

Partner steuern High-End-Komponenten bei: 4×4 Proyect aus Spanien liefert Bilstein-basiertes Rallye-Fahrwerk—das erste Set Europas; Felgen aus den USA mit integrierten Ablassventilen; Osram-Scheinwerfer, die erst im November erscheinen. Für Thomas fühlt es sich an wie Weihnachten, nur lauter und mit mehr Öl an den Händen.

Doch wichtiger als die Liste ist die Haltung. Gewicht ist der Feind, klares Design gewinnt, Authentizität schlägt Marketing. In Dubai, mit der Sonne auf dem Lack und der Skyline im Hintergrund, wird der Quartermaster entweder stimmig aussehen—oder eben nicht.

Auf der Karte wirkt die Route einfach: Schweiz, Rumänien, Bulgarien, Türkei, dann die Traumlinie über Iran, Kuwait, Saudi-Arabien bis in die Emirate. Falls sich die Lage ändert, gibt es Alternativen. Schlimmstenfalls eine Fähre ab Griechenland. Der Plan bleibt flexibel, weil er flexibel bleiben muss.

Sicherheit ist keine Show. Updates erscheinen mit 48 Stunden Verzögerung. Lagerplätze werden nach Bauchgefühl gewählt—wenn einer Zweifel hat, fahren sie weiter. Geschlafen wird im Fahrzeug; Hotels dienen zum Duschen und Wäschewaschen, nicht als Teil der Geschichte.

Je weiter östlich sie planen, desto mehr Einladungen trudeln ein. Offroad-Clubs in Kuwait, Freunde in Saudi-Arabien, alle wollen Gastgeber sein. Gastfreundschaft ist ehrlich, kostet aber Zeit. Darum so schnell wie möglich bis in die Türkei, danach bestimmt der Nahe Osten das Tempo.

Der Quartermaster wird schwer genug sein, um ernst genommen zu werden, aber leicht genug, um zu leben. Nur Werkzeug, Flüssigkeiten und das Nötigste an Ersatzteilen. Thomas kennt das Fahrzeug, er vertraut ihm. Ein Warnlicht ist ein Gespräch, keine Katastrophe. Im Zweifel: abdecken und weiterfahren.

Mehr als die Hinfahrt lässt die Zeit nicht zu. Black Sheep kann die Werkstatt höchstens dreieinhalb Wochen schließen. Nach der Messe fliegen sie heim, der Quartermaster folgt im Container, wahrscheinlich nach Bremerhaven.

Die Herausforderung sind nicht die Kilometer, sondern der Rhythmus. Siebentausend kann man schaffen. Die Kunst liegt darin, Strecke zu machen, ohne auszubrennen, Einladungen anzunehmen, ohne Tage zu verlieren…flexibel zu bleiben, während die Uhr tickt. Kein Offroad-Heldentum, sondern Logistik, Disziplin und Lust auf Ungewissheit.

Wenn der Truck schließlich in Dubai einrollt, staubig, aber heil, wird er mehr sein als ein Ausstellungsstück. Er wird beweisen, dass gutes Design und echtes Denken auch über tausende Kilometer Bestand haben.

Thomas nennt die Reise einen Egotrip, ohne Arroganz. Es geht darum, den inneren Antrieb zu nähren, der das Unternehmen überhaupt erst entstehen ließ. Ein kleiner Betrieb fesselt dich an Telefon, Aufträge, Routine. Eine lange Reise sprengt diese Wände. Neue Länder, neue Gesichter, neue Ideen—das hält ihn in Bewegung.

Seine Philosophie ist klar: Das ist Overlanding, kein Offroading. Ziel ist, mit einem heilen Fahrzeug und einem Kopf voller Geschichten anzukommen. Dinge mutwillig zu zerstören, nur um Eindruck zu machen, hat ihn nie gereizt. Ein Auto, das überlebt, sagt mehr aus als eines, das spektakulär scheitert.

Der Santana hat ihm das beigebracht: Jedes Problem kam vom Gewicht. Seitdem gilt: Einfachheit ist Überleben.

Auch dem Grenadier vertraut er. Der sogenannte Sensor-Zirkus schreckt ihn nicht. Früher überhitzten Getriebe und niemand merkte es; heute meldet es das Display. Erfahrung filtert die Geräusche.

Risiko, sagt er, hängt meist vom Verhalten ab. Auf jener ersten langen Reise war das gefährlichste Land nicht das kriegsgeplagte Pakistan, sondern das vermeintlich ruhige Nepal. Unauffällig bleiben, respektvoll auftreten, mit den Leuten reden, dann sorgt die Straße für den Rest.

Diese Haltung steckt in jeder Schweißnaht des Quartermaster. Er ist gebaut, um durchzuhalten und stärker heimzukehren. Die Messe in Dubai mag das offizielle Ziel sein, doch die wahre Geschichte entsteht dazwischen: Grenze für Grenze, Gespräch für Gespräch, Idee für Idee.

Black Sheep Innovations entstand, weil er eine Idee nicht loslassen konnte. Es wuchs, weil diese Ideen funktionierten: leicht, funktional, ehrlich.

Jetzt rollt genau dieses Denken erneut nach Osten, im Grenadier Quartermaster, dem Horizont entgegen.

Wenn er schließlich unter dem Burj Khalifa steht, im Licht der Wüste glänzend, wird die eigentliche Geschichte längst geschrieben sein—nicht in Pressemitteilungen, sondern in Staub und Entfernung.

BLACK SHEEP

Bleibt dran – der Weg vom Quartermaster zum Sheepmaster geht weiter.

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Mike Brailey
Mike Brailey

Born in the UK, Mike went to school in England and France before hiking across most of Europe in his early twenties. With a background as a photographer and engineer in the automotive industry, he has worked in Europe, the Middle East, South Africa, Southeast Asia and the Americas. His heart beats for classic cars and motorcycles, favouring an expedition equipped 1963 Land Rover Series IIA for overlanding. He is an outdoor enthusiast and, in 2016, followed his vocation to become an adventure journalist.

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